piwik no script img

■ KommentarNur ein Symptom

Zunächst erschallte das Klagelied von den zu hohen Lohnnebenkosten, nun kommen als Refrain die Massenentlassungen hinzu. Und der Totenschein, der unlängst dem inflationär beschworenen „Bündnis für Arbeit“ ausgestellt wurde, legt sich einem Mantel des Schweigens gleich über die Frage, ob ein „Bündnis“, und somit ein verändertes Denken und Handeln, von allen Beteiligten je ernsthaft gewollt worden ist.

Die Situation bei Blohm + Voss ist dafür nur ein Symptom unter vielen ähnlichen. Zunächst werden Umstrukturierungen verabredet und als „sozialverträglich“ und „Abbau“ geschönte Stellenstreichungen vereinbart. Und während Arbeitnehmervertreter sich noch vom Zähneknirschen erholen, zieht das Management das nächste Streich-Konzept aus dem Ärmel, statt vorher, gemeinsam und ausnahmsweise einmal mit ein bißchen Phantasie, etwas zu entwickeln, das die Bezeichnung „Konzept“ dann auch tatsächlich verdiente.

Ungeniert verkünden Manager, daß es keine andere Lösung gebe. Politiker, allen voran Bürgermeister Henning Voscherau, raspeln solidarisches Süßholz. Sie finden sich allesamt und allzu rasch ab und tun so – Gewerkschaften übrigens eingeschlossen – als seien europäischer Markt und weltwirtschaftliche Veränderungen ohne Vorwarnung über uns hereingebrochen.

Wenn schon visionäres Handeln zu viel verlangt zu sein scheint, so muß doch wenigstens ein vorausschauendes Planen gefordert werden. Das bloße Reagieren mit oder auf Massen-entlassungungen ist ein zu schlechtes Ergebnis ihrer gut- bis bestbezahlten Tätigkeit.

Stefanie Winter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen