■ Kommentar: Klotzen und klagen
Was, so könnte sich der geplagte SPD-geführte Senat in seinen schlaflosen Nächten fragen, was könnten die Sozis vom Klassenfeind lernen? Sparen? Dazu ist es zu spät, der Abgrund ist schon zu tief. Haushalten? Das können viele Unternehmen selber nicht. Abzocken? Politisch nicht korrekt.
Eins aber ist sicher: Ein Unternehmer würde nur im Zustand geistiger Umnachtung seine florierendsten Firmen verkaufen.
Nun muß man davon ausgehen, daß auch unserem geschätzten Senat nicht völlig entgangen sein kann, daß mit dem Verkauf zwar hier und jetzt Geld fließt, doch die satten Erlöse in den kommenden Jahren flöten gehen. Egal: Sollen sich doch andere am Müll-Geschäft eine goldene Nase verdienen. Oder sich an der üppigen Liquidität der HEW erfreuen. Denn, verkündete unlängst der Erste Bürgermeister in seiner Weisheit: Der Bürger muß wieder leidensfähig werden.
Ob der Bürger auch nach den Wahlen 1997 gemeinsam mit diesem Bürgermeister diesen Leidensweg beschreiten will, hängt davon ab, wie glaubwürdig die SPD vermitteln kann, daß das feindliche Leben draußen vor der Tür an allem Schuld ist: Waigel, die Steuerungerechtigkeit, der Speckgürtel, die Millionäre und auch der Weihnachtsmann. Und daß die Misere überhaupt nichts damit zu tun hat, daß Hamburg nach der Wende monetarisch geklotzt und nicht gekleckert hat.
Andererseits hat so ein Ausverkauf der Stadt auch manchen Vorteil: Die Politik muß sich dann wirtschafts-, energie- und umweltpolitisch nicht mehr entscheiden, weil es nichts mehr zu entscheiden gibt. Nur zu beklagen. Silke Mertins
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