Kommentar: Ein Waschzettel
■ ... und eine Technologiepark-Studie
Bremens „Brutstätte für High-Tech-Unternehmen“ braucht dringend neue Erweiterungsflächen: „Hier sind Weichenstellungen für die Zukunft gefragt“, so steht es in dem Waschzettel, mit dem das Wirtschaftsressorts die Expertise seiner Wirtschaftsforscher zum Technologiepark an der Uni ankündigt. Technologieorientierte Unternehmen seien „auf die räumliche Nähe zu leistungsfähigen Forschungseinrichtungen angewiesen“, und die „ideale Erweiterungsfläche“ läge im Naturschutzgebiet Westliches Hollerland oder im Kleingartengebiet.
Wer sich die Mühe macht, die 55 Seiten Text zu lesen, der stellt fest: Die Expertise stellt genau das in Frage, was der Waschzettel an alter Argumentation wiederholt. Wenig High Tech ist im Technologiepark, „Brutstätte“ ist er schon gar nicht, und die räumliche Nähe zur Uni spielt keine Rolle.
Wenn die Autoren der neuen Expertise nicht Untergebene des Wirtschaftssenators wären, dann könnten sie offen ihr Ergebnis sagen: Wichtig ist eine attraktive Adresse und ein schönes Umfeld für moderne Dienstleistungsunternehmen. Daß dafür Kleingärtner und Naturschutzflächen rund um die Uni geopfert werden müssen, ist von der Sache her keineswegs zwingend. Und ob die Investitionen in die Uni dabei helfen, daß Bremen ein High-Tech-Zentrum wird, das steht in den Sternen. Klaus Wolschner
Keine neue Erkenntnis übrigens: Viel klarer stand die Erkenntnis schon in einer Studie der Arbeiterkammer von 1992. Die wurde damals als wenig seriös abgetan und ist in der neuen Expertise peinlicherweise nicht einmal in einer Fußnote erwähnt.
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