■ Kommentar: Keine Diffamierung
Unbegleitete Flüchtlingskinder, die angeblich nur in die Bundesrepublik kommen, um hier als Kuriere großer Drogenringe eingesetzt zu werden; bis zu 100 Prozent dieser Jugendlichen seien straffällig – so haben es Hamburger Boulevardzeitungen gern.
Sicherlich sollte man die Augen nicht verschließen und so tun, als wenn es die organisierte Drogenkriminaliät nicht gebe. Es gibt sie unter Deutschen, es gibt sie unter Kurden und Türken, es gibt sie auch unter Flüchtlingen aus Afrika. Doch wenn behauptet wird, alle minderjährigen Flüchtlingskindern seien Dealer, dann ist das nicht nur falsch sondern auch rassistisch.
Denn das Gros gerade der jungen KurdInnen kommt nach Deutschland, weil in ihrem Land Krieg, Verfolgung und Elend herrschen. Ein Krieg der türkischen Militärs – von der Bundesrepublik mit Waffen gut ausgerüstet –, der sich nicht gegen eine Armee, sondern gegen die kurdische Bevölkerung richtet, auch gegen diese Kinder. Daher ist es nur folgerichtig und verständlich, wenn Familien ihre Kinder zu Verwandten nach Deutschland schicken. Sie suchen hier eine neue Lebensperspektive.
Wenn man ihnen allerdings die Hoffnung auf eine solche Perspektive durch eine restriktive Ausländergesetzgebung nimmt, wenn man sie in Asylcontainer, Massenquartiere und Stundenhotels abschiebt, dann ist die Gefahr natürlich nicht von der Hand zu weisen, daß sie in die Kriminalität abgleiten.
Wenn also die Rauschgiftkriminalität unter Jugendlichen eingedämmt werden soll, dann muß man ihnen eine menschenwürdige Behandlung zuteil werden lassen. Eine pauschale rassistische Diffamierung hingegen schürt nur Hatz und Ausländerfeindlichkeit. Peter Müller
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