■ Kommentar: Schanze gefordert
Das Schanzenviertel ist überfordert, sagen manche. Das Schanzenviertel sei gefordert, sagen die Drogenfachfrauen und -männer von FixStern und Palette. Das klingt illusionär: Als ob die Interessen von x-beliebig vielen Menschen, die zufällig im selben Quartier wohnen, in Sachen Drogenpolitik mal eben unter einen Hut zu bringen wären.
Aber die Schanze ist ein politischeres Viertel als andere, und hier steht kaum zu befürchten, daß die CDU-Mittelstandsvereinigung oder ein Schützenverein ihre ordnungspolitischen Vorstellungen durchdrücken werden. Deshalb ist es tatsächlich Sache der „Erste Hilfe“-Ini, fortschrittliche Positionen zum Umgang mit Dealern und Junkies zu finden.
Je offensiver die Initiative dabei vorgeht, desto mehr muß sich die Funktion der Polizei darauf beschränken, wozu sie gut ist: Gewalt bekämpfen. Denn – auch das unterscheidet die Schanze von Wellingsbüttel – zum „subjektiven Sicherheitsgefühl des Bürgers“ (O-Ton Hauptkommissar Suckert) trägt nicht unbedingt die Polizeipräsenz in den Straßen bei.
„Alternativen“ brauchen nicht nur die KonsumentInnen, sondern auch die Dealer: Aufenthaltsräume, SozialarbeiterInnen, die ihre Sprache sprechen, und Akzeptanz statt Kriminalisierung ihres Flüchtlingsstatus.
Statt im Wasserturm ein Hotel anzusiedeln, wäre der Bezirk besser beraten, ihn denen zur Verfügung zu stellen, die dort gerade die soziokulturelle Lücke schließen wollen. Hotelgäste müßten sich vor dem bunten Treiben im Park ohnehin im goldenen Käfig verbarrikadieren.
Ulrike Winkelmann
siehe Bericht S. 22
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