Kommentar: Die FDP lebt!
■ Landesöffnungszeit verändert die Stadt
Eigentlich war die FDP totgesagt, eine nachzählbare gesellschaftliche Basis hat sie schon lange nicht mehr, und in Bonn wird sie von Kohls Gnaden künstlich beatmet. So steht es seit Monaten in großen Leitartikeln, und – stimmt nicht. Einfach Pustekuchen. Der Beschluß über die Ladenöffnungszeiten, von der mausetoten FDP durchgesetzt, wird in den nächsten Jahren unsere Stadt ganz praktisch verändern: Das Viertel im Osten rüstet sich für die neue Zeit, in der die kaufkräftigen Singels abends vor dem Kino shoppen gehen können. Kein Wunder, daß die Geschäftsleute in Spekulation auf das vermutete Kundenverhalten im Viertel den Vorreiter machen, andere Nebenzentren bis nach Vegesack werden unter Druck kommen.
Das abgebrochene Projekt der Verkehrsberuhigung hat gleichzeitig Spuren hinterlassen, deutlich weniger Autors drängen sich jetzt durch den engen Ostertorsteinweg als vorher. Möglicherweise werden die Kaufleute demnächst erkennen, daß die Verbreiterung der Boulevard-Steige der Attraktivität des Viertels und ihrem Geschäft nur dienen kann. Warum eigentlich keine Sperrung des O'Weges in den langen Abendstunden?
Wird dann jemand sagen, daß sowas nach Straßenverkehrsordnung nicht auf die sommerlichen Abende, an denen es allein Sinn macht, begrenzt werden kann? Da hilft wieder nur die FDP!
Klaus Wolschner
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