Kommentar: Frauen unsolidarisch
■ Was die Kita-Debatte zeigte
Gut, daß diese x-te Debatte der Stadtbürgerschaft über die Kita-Versorgung nicht auch noch im Radio übertragen worden ist – sie hätte nur die Politikverdrossenheit der ZuhörerInnen verstärken können. Der Streit über die richtigen Zahlen hat gezeigt, daß die Verwaltung nicht die Informationen liefert, die die Politik für eine Bewertung der Lage benötigen würde - sonst nichts.
Daß die Gebührenerhöhung eine Abschreckungswirkung hat, ist dabei kaum zu bestreiten. Verständlich auch, daß die SPD-Fraktion sich für den niedrigen Mindest-Satz bei den untersten Einkommen eingesetzt hat. Daß das Gebühren-System die Doppelverdiener-Familien besonders belastet, war der SPD-Sozialpolitik dabei weniger wichtig. Wenn 100-200 Familien ganz offiziell erklären, sie würden auf ein preiswerteres Angebot für ihre Kinder ausweichen müssen, dann ist das eine alarmierende Zahl – über die Dunkelziffer bei solchen Fragen kann man nur spekulieren. Und daß diese neue Kita-Gebührenstruktur nach Lage der Dinge den Druck vor allem auf Frauen verstärkt, den finanziellen Sinn von Teilzeit-Arbeit zu überprüfen, liegt auf der Hand.
Die gestrige Stadtbürgerschaftsdebatte hat, in diesem Licht betrachtet, vor allem eines gezeigt: Die Frauen der Parteien der Großen Koalition sind weiter entfernt denn je von einer die Parteiinteressen übergreifenden Frauensolidarität. Klaus Wolschner
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