Kommentar: Schöne neue Zeiten
■ Aufregung über Vulkan-Subvention
Generationswechsel ist manchmal erfrischend, ein bißchen Gedächtnisschwund kann entlasten. Wenn der Mangel an Gedächtnis aber überhand nimmt, dann bleibt nur kindliche Naivität übrig.
Es ist schon komisch, wie sich im Vulkan-Untersuchungsausschuß gestandene Parlamentarier wundern, daß das Land Bremen über die Hibeg mit viel Geld die Werftpolitik gesteuert hat. Das wußte in den 80er Jahren jeder, der in Bremen mit offenen Augen lebte, es wurde sogar ausdrücklich in der Bürgerschaft beschlossen. Damals war Ludwig Hettling SPD-Bundestagsabgeordneter und dann Bürgerschafts-Mitglied und hat doch wohl an den Entscheidungen der allein regierenden SPD mitgewirkt, heute heuchelt er Empörung und Unwissen im Ausschuß. Daß „Beschäftigung gekauft“ wird, das wußte doch jeder, und wenn Aktionäre die Vulkan-Kapitalerhöhungen mitgemacht hätten ohne die Rückversicherung der bremischen Staatskasse, hätte sich das Land doch nicht beteiligt.
Heute subventioniert das Land Bremen sein Veranstaltungswesen mit ähnlich hohen Summen. Mit der Summe, die für einen schönen Abend „Scorpions“ oder „Justus-Frantz“ ausgeschüttet wird, hat man damals Arbeit für mehr als einen Tag für die 6.000 Vulkanesen „gekauft“. Damals war dem Land das Schicksal der Werftarbeiter wichtig, heute mehr der erhoffte Impuls für den Vergnügungs-Sektor. So ändern sich die Zeiten. Klaus Wolschner
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