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■ KommentarGrandioser Irrtum

Im schmucken Finkenwerder hat sich viel an Leid und Wut aufgestaut. Der tägliche Autoterror hat das Leben entlang der einstigen Vorzeigeachse des Straßendörfchens tatsächlich schwer erträglich gemacht. Und wer leidet, sucht gern einen äußeren Feind. Für die Menschen in Finkenwerder ist dies das Auto des anderen, jener geheimnisvolle Durchgangsverkehr, den man weit draußen hinter die Deiche verbannen möchte. In dieser irrigen Vision werden sie von Verkehrssenator Eugen Wagner und dem Top-Management bei DASA tatkräftig unterstützt.

Der Irrtum ist grandios: Finkenwerders Verkehrsprobleme sind die eigenen Autofahrten. Wenn 12.000 EinwohnerInnen täglich 15.000 Autofahrten auf eine schmale Straße quetschen, dann sind da eben Stau, Lärm und vergiftete Luft. Eine ferne Umgehungsstraße würde zwar vielleicht die Mehrzahl der heute 4.500 Durchgangsverkehrsautos absaugen – das eigentliche Problem aber bliebe. Will Finkenwerder wirklich flüssigen Autoverkehr, dann müßte eine vierspurige Dorfautobahn mitten durch die Backsteinoase gepflügt werden. Eine absurde Vorstellung.

Nein – Finkenwerder braucht keine neue Straße, sondern einen besseren Verkehr: Werkswohnungen, einen Dienstwagen-Pool mit Elektro-Autos bei DASA, ein Durchfahrtverbot für LKW, Carsharing, Quartiersbusse, eine Schnell-Fährverbindung nach Hamburg, vielleicht sogar eine Stadtbahn nach Altona oder nach Hamburg – und vor allem absoluten Vorrang für den Fahrradverkehr.

Florian Marten

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