Kommentar: Zu spät
■ Mypegasus-Konzept droht zu scheitern
Wie ein Mann sollten die 4.000 Arbeiter der Unterweser-Werften auf ihre Arbeitsverträge verzichten und geschlossen in die Mypegasus einziehen. Abweichler? Kennt eine Einheitsgewerkschaft nicht. Bis der Knoten am vergangenen Donnerstag vor dem Bremerhavener Arbeitsgericht platzte. Vertrauenskrise gegenüber den Gewerkschaften? Natürlich! Nur viel zu spät: In blindem Vertrauen standen die Betriebsräte und Gewerkschafts-Aufsichtsräte hinter Vulkan-Chef Hennemann auch dann noch, als der schon abgesetzt war. Genauso blind vertrauten sie dann dem Konzept des Konkursverwalters, der die Arbeitnehmerrechte beim Betriebsübergang umgehen muß, will er neue Kapitalgeber finden.
Mypegasus war für die Arbeiter die allerletzte Hoffnung, deswegen vertrauten sie ein letztes Mal. Blind. Nun ist es zu spät. Nach einem Jahr gibt es für die meisten keine Perspektive mehr.
Und die IG Metall? Sie beschimpft und bedroht die, die ihr nicht mehr vertrauen. Warum gewährte die Gewerkschaft ihren Mitgliedern nicht Rechtsschutz gegen die Kündigungen? Arbeiter, die Nazi-Lieder singen, bekommen auch keinen Rechtsschutz von der Gewerkschaft, sagte der IG Metall-Stratege Jörg Stein. So kann man eine Gewerkschaftstradition auch beenden. Die IG Metall hat nicht einmal eine Idee davon, warum sie das Vertrauen verloren hat.
Klaus Wolschner
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