piwik no script img

KommentarGeisterstunde

■ Neumanns Kulturkampf ist ein Eigentor

Da hat uns der Bremer CDU-Landesvorsitzende und Staatssekretär im Bonner „Zukunftsministerium“ aber eine vorweihnachtliche Bescherung bereitet. Durch seinen vehementen Widerstand, die Wehrmachtsausstellung „Vernichtungskrieg“ in der Unteren Rathaushalle zu zeigen, weckte er die Geister, und die Geister erhörten ihn. Gereizt wie nie mehr seit dem Streit um die Ost-Verträge, spukten sie am Sonntag herum im voll besetzten Theater am Goetheplatz. Und wer darüber nicht staunen konnte, gehörte selbst zu ihnen.

Es war damit zu rechnen, daß das organisierte Veteranentum aufmarschieren würde, um johlend bei seinem Glauben zu bleiben, ganz Europa sozusagen in Vorausverteidigung vor den Bolschewisten gerettet zu haben. Nicht zu rechnen war jedoch mit dem Auftreten der Gegenfraktion. Beklemmend, wie sich diese Nachgeborenen hinter der Ausstellung versteckten und durch ihr Johlen lautstark zeigten, daß der Dialog zwischen Beteiligten und Jüngeren auch 50 Jahre nach Ende des Krieges gescheitert und zwischen den hier vertretenen Gruppen ohnehin unmöglich ist.

Der Politiker Bernd Neumann indes wollte durch seinen Kulturkampf gegen die Ausstellung polarisieren, und es ist ihm gelungen. Doch am Sonntag wurde genauso deutlich, daß er mit seinem Ruf nach diesen Geistern dazu beiträgt, die Bremer CDU wieder zur 33-Prozent-Partei zu machen. Christoph Köster

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen