Kommentar: Wahnsinn Vulkan
■ Der Senat hat sich selbst gefangen
War das der Schlußakkord für den Vulkan? Noch mal mehr als hundert Millionen Mark – fast haben wir uns schon an die Mega-Zahlen gewöhnt. Fast haben wir uns auch daran gewöhnt, daß selbst die gigantischsten Finanzspritzen nicht ausreichen, daß das Land noch ein paar Milliönchen hinterherkleckern muß. Derweil wird woanders in der Stadt das Geld in ganz kleiner Münze zusammengespart.
Wir zählen zusammen: Mittlerweile kann das Land Bürgschaftsverluste für den Vulkan in Höhe von rund 700 Millionen Mark abschreiben. 700 Millionen! Und davon sind unter der Regierung der Großen Koalition allein 600 Millionen beschlossen worden. Wir rechnen zusammen, und der kalte Schauder läuft den Rücken rauf und runter. „Das ist der Preis dafür, daß man sich nicht rechtzeitig getraut hat, Nägel mit Köpfen zu machen“, kommentierte gestern der Grüne Dieter Mützelburg. Und da hat er recht. „Für das Geld hätte man die ganze Werft sanieren können.“
Mit der Maxime „Beschäftigung um jeden Preis“ und mit der Angst, nicht als Totengräber des Vulkan dazustehen, hat sich der Senat zum Gefangenen des Vulkan gemacht. Das war der Versuch, einen sinkenden Tanker mit der Handpumpe über Wasser zu halten. Am Ende wird die Stadt mit untergehen. 700 Millionen!
Jochen Grabler
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