■ Kommentar: Kreuzberger Gelöbnisse
So soll es sein! Die CDU-Fraktion von Kreuzberg wünscht, Gelöbnisse der Bundeswehr auch in ihrem Bezirk abzuhalten. Sie hat das Bezirksamt beauftragt, nach geeigneten Plätzen zu suchen. Man muß dieses Angebot zur öffentlichen Auseinandersetzung begrüßen, zeigt es doch die in konservativen Kreisen wachsende Bereitschaft, auf ihre KritikerInnen zuzugehen. Der Vorschlag ist umso erfreulicher, als seine Realisierung den BesucherInnen die weite Anreise nach Spandau erspart.
Keine Frage, der geeigneten Plätze für Paraden mit Marschmusik und Traditionsbannern sind viele in Kreuzberg. Denken wir an den Mariannenplatz, von dem schon die starke Truppe „Ton Steine Scherben“ anläßlich einer frühen Hausbesetzung sang: „Das ist unser Haus, und hier kriegt uns niemand raus.“ Der Oranienplatz ist nicht zuletzt kurdischen Einwanderern als Versammlungsort bekannt, da sie sich dort regelmäßig mit den segensreichen Aktivitäten des Militärs in ihrer Heimat beschäftigen. Auch der Lausitzer Platz im Herzen von SO 36 bietet sich an. Viele BesucherInnen des Gelöbnisses werden ihn aus früheren Tagen kennen, als dort unter den wärmenden Strahlen der Maisonne ereignisreiche Straßenfeste gefeiert wurden, von denen man sich noch heute erzählt. Nicht vergessen wollen wir den Heinrichplatz. Erst vor gut einem Jahr trafen hier die Scharen der Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Revolutionäres Zentrum (KPD/RZ) auf die bunte Truppe fröhlicher PDS-Genossen, um eine handfeste Diskussion unter Verwendung von Kohlköpfen und faulen Eiern abzuhalten. Als wären sie Hellseher, brachten sie damals schon einen Kübelwagen und die entsprechenden Uniformen mit. Hannes Koch
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