Kommentar: Neumanns Pups
■ CDU-Protestkultur kommt teuer
Nun ist es raus. Die Wehrmachts-Ausstellung findet im Rathaus statt. Henning Scherf hat nicht nur entschieden, sondern seine Entscheidung gleich mit Brief und Siegel für das Reemtsma-Institut wasserdicht gemacht. Nach den wachsweichen Erklärungen des Bürgermeisters aus den letzten Wochen konnte man das nicht unbedingt erwarten. Umso besser, daß er nun seine Autorität in die politische Waagschale geworfen hat. Über den Stil kann man allerdings streiten. Klar, daß sich die CDU überfahren fühlt.
Doch damit ist die koalitionäre Posse längst noch nicht beendet. Nach wie vor steht die „Fachtagung“ zur Ausstellung auf dem Programm. Da werden sich vor 300 staunenden BremerInnen 30 Experten spreizen. 30! Jede Menge Professoren dabei. Wir ahnen, daß die berufsbedingt gerne und lange reden – ganz davon zu schweigen, daß es fachlich nichts, aber auch gar nichts mehr zu beraten gibt. Wären, um der gesellschaftlichen Debatte Willen, ein paar kleinere und intensivere Veranstaltungen nicht besser? Wie sie die Landeszentrale für politische Bildung ohenhin geplant hatte? Nein, wir erwarten ein völlig überflüssiges Massen-Schaulaufen. Und das haben wir nur einem zu verdanken: Bernd Neumann. Ein politischer Pups vom bauchwehgeplagten CDU-Chef, und schon leidet die Koalition an Sauerstoffmangel. 30 Experten – wir haben's ja. Früher hieß sowas „Ampel-Gehampel“. Jochen Grabler
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