Kommentar: Richtiger Rausschmiß
■ Warum die Entlassung von Trainer Uli Maslo zum jetzigen Zeitpunkt richtig ist
Läuft der Ball nicht rund, muß der Kopf des Trainers rollen. Diese im Profi-Sport standardisierte Krisen-Reaktion aber ist in der Regel so sinn- wie nutzlos. Panik-Rauswürfe sichern selten den sportlichen Erfolg und sind meist nur hilflose Versuche der Vereins-Führungen, vom eigenen Versagen abzulenken. Auch der gestrige Trainer-Rauswurf beim FC St. Pauli verläuft nach diesen Regeln. Und ist trotzdem notwendig.
Unbezweifelt ist: Uli Maslo hat am Millerntor lange Zeit hervorragende Arbeit abgeliefert. Der Vater des Aufstiegs hat ein Team, das von allen Experten als Absteiger Nummer 1 gesetzt war, auf wundersame Weise anderthalb Spielzeiten in Distanz zur Abstiegszone gehalten.
Daß der Club sich nun in dem Teil der Tabelle befindet, in den er rein sportlich gehört – das ist Maslo nicht vorzuwerfen. Wenn allerdings die bescheidenen spielerischen und etwas größeren kämpferischen Mittel nicht mehr annähernd ausgeschöpft werden, wenn die Mannschaft – verunsichert und vom Erfolgsdruck hoffnungslos überfordert – sich mehrfach ohne Gegenwehr „abschlachten“läßt, hat der Trainer als Motivator versagt.
Maslo, der sich Erfolge an die eigene, Mißerfolge aber stets an die Brust seiner Spieler heftete, hat das Selbstbewußtsein des Teams auf Null gebracht. Allein deswegen muß die Trennung sein.
Aller Voraussicht wird auch Nobody Nemet den freien Fall nicht bremsen können. Doch sollte es eine Chance geben, den Absturz in die Zweitklassigkeit zu vermeiden, dann nur ohne Uli Maslo. Marco Carini
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