■ Kommentar: Kalter Krieg im SFB
Es ist wahrlich nichts Neues, daß politische Parteien auf öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten Einfluß nehmen. Das liegt nicht zuletzt an der Konstruktion der Sender, deren Intendanten und Ressortleiter oftmals das passende Parteibuch ins Amt verhilft. Der Grad der Dienstbarmachung unterscheidet sich von Sender zu Sender nur graduell. Jüngst intervenierte Hamburgs SPD-Bürgermeister Vorscherau, um ein NDR-Satiremagazin zurechtzustutzen. Wenige Tage später wird im SFB ein Redakteur der Abendschau von seiner Funktion entbunden, weil er den CDU-Fraktionsvorsitzenden Landowsky erzürnt hatte. Fast nebensächlich ist, ob Landowsky am Vorgang direkt beteiligt war. Er konnte darauf vertrauen, daß die SFB-Verantwortlichen seinen Wutausbruch schon richtig interpretieren würden. Fakt ist: Der Redaktion wurde die Grenze journalistischer Freiheit aufgezeigt. Und die ist beim SFB enger als anderswo.
Schon im vergangenen Jahr hatte derselbe Redakteur Landowsky erzürnt, als er den früheren Chefpropagandisten des DDR-Fernsehens, Karl-Eduard von Schnitzler, interviewen ließ. Woanders hätte man dies einen interessanten Mediencoup genannt, den der dahindümpelnde SFB gut vertragen könnte. Landowsky aber schäumte und sah Schnitzlers „Schwarzen Kanal“ wiederauferstehen.
Der im Kalten Krieg erprobte CDU-Fraktionschef und die SFB-Oberen wollen die Fernsehnachrichten eben so, wie ihr ideologisches Korsett gebaut ist: eng und miefig, langweilig, bis daß der letzte Zuschauer eingeschlafen ist. Die SFB-Kollegen sind nicht zu beneiden. Von ihnen wird künftig noch mehr „Einfühlungsvermögen“ verlangt. Denn sie können nie wissen, wem sich ihre Herren beim nächsten Mal wieder verpflichtet fühlen. Severin Weiland
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