Kommentar: Attraktion Viertel
■ Das Ende der Gemütlichkeit ist nahe
Viele Viertel-BewohnerInnen dürften drei Kreuze schlagen. Sie haben das heißeste Wochenende des Jahres hoffentlich heil überstanden. Aber die meisten Einzelhändler im Ostertor und Steintor setzten gestern zufriedene Mienen auf. Mit ihrem verkaufsoffenen Sonntag haben sie es endlich geschafft, Kundschaft von auswärts und natürlich deren Geld in ihre Läden zu locken.
Mit dieser Werbung könnte sich das Viertel nun tatsächlich auch am Tage zu dem entwickeln, was es in den langen Nächten schon seit jeher ist: Eine Attraktion für Menschen aus Diepholz oder Ganderkesee, die hier ein wenig verruchte Großstadt-Luft schnuppern wollen – bisweilen interessanter als die austauschbare Bremer Innenstadt. Die Anstrengungen der Viertel-Kaufleute-Initiative, mit besser koordinierter Werbung offensiv zu werden, haben am Wochenende einen neuen Schub erhalten.
Die Kehrseite liegt auf der Hand und läßt Nostalgiker zusammenzucken: Das Viertel ist nicht mehr ganz so gemütlich wie früher. Bestes Beispiel: Das Viertel-Fest ist zum Mega-Event für amüsierfreudige UmländerInnen gewachsen, vom alten Kiez-Spektakel ist nicht mehr viel geblieben. Das mag man bedauern, aber für die notleidenden Händler ist das alles positiv. Bemerkenswert ist der Wandel allemal. Wer erinnert sich noch, daß vor wenigen Monaten der Ostertorsteinweg für Autos gesperrt worden war? Joachim Fahrun
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