■ Kommentar: ...und weg ist der Palast
Mit dem Beginn der Entrümpelung sowie der Asbestsanierung rückt der Palast der Republik seinem Abriß wieder ein gutes Stück näher. Zwar leiert Bundesbauminister Klaus Töpfer schon gebetsmühlenartig die Mär herunter, mit der Asbestbeseitigung werde keine Vorentscheidung über Abriß oder Erhalt des ungeliebten Renommierbaus der DDR getroffen. Klar ist jedoch, daß schon mit dem Beginn der Sanierung der Palast nicht mehr zu dem werden kann, was er war. Mit dem Asbest wird zugleich der Volkskammersaal – in dem 1990 der Beitritt zur BRD beschlossen wurde – aus dem Gebäude herausgerissen und für die Asservatenkammern des Deutschen Historischen Museums reserviert. Kaum anders ergeht es dem Entrée und den Sitzungssälen, die auf den Müll wandern. Danach werden die Fassade und die Geschosse fallen. Der Palast ist damit weg. Angesichts des verbleibenden Stahlskeletts wird man ihn leicht per Abrißbirne ganz zu den Akten legen können.
Daß der Palast nicht mehr der alte werden kann, hat Töpfer selbst mit angezettelt. Mit der Auslobung eines Interessenbekundungsverfahrens unter privaten Investoren und dem Hinweis, ein Bauvorhaben habe die Kubatur des einstigen Stadtschlosses aufzunehmen, präjudiziert er das Verschwinden des Palastes. Oder glaubt er, Investoren mit ihren dummen Hotelvorstellungen würden den Palazzo Prozzo zur Luxusherberge umrüsten? Wohl kaum. Töpfer hat den zentralen Ort der Stadt längst der Zinseszinsarchitektur übereignet. Er predigt, noch sei alles offen – und weg ist der Palast. Rolf Lautenschläger
Bericht Seite 22
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