Kommentar: Jagdargumente
■ Politik mittels Statistik
Nichts eignet sich so gut für die Vorspiegelung falscher Tatsachen wie Statistiken. Das scheinen auch der Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) und Polizeipräsident Rolf Lüken zu wissen. Nicht umsonst verschicken sie 3.000 Fragebögen in die Brennpunkte dieser Stadt. Die Ergebnisse sind zwar nicht das Papier wert, auf dem sie stehen, aber sie eignen sich unter Umständen hervorragend, um damit Politik zu machen.
Mit seriöser Statistik hat das Ganze übrigens nichts zu tun. Durch die Zufallsauswahl ist die Umfrage noch nicht einmal in den drei Stadtteilen repräsentativ, in denen sie durchgeführt wird. Außerdem sind solche Umfragen nichts weiter als Momentaufnahmen. Wenn diese Momentaufnahmen nicht mit dem tatsächlichen Verhalten verglichen und durch Dauerbeobachtungen überprüft werden, sind sie wertlos. Auch auf das subjektive Empfinden der Bürger ist kein Verlaß. Ältere Frauen haben zum Beispiel in der Regel die meiste Angst davor, Opfer einer Straftat zu werden. In Wirklichkeit trifft es aber am häufigsten junge Männer. Für Borttscheller und Lüken ist die Pseudo-Umfrage trotzdem von unschätzbarem Wert. Wenn die BürgerInnen sich beispielsweise über Bettler oder Ausländer beklagen sollten und mehr Polizei wollen, fordert Borttscheller mehr Polizisten für Lüken, die endlich Bettler und Ausländer jagen können – und zwar im Namen des Volkes. Kerstin Schneider
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