Kommentar: Affenschande
■ Die Universität ist verantwortlich
Komplizierte Verfahren haben oft den heimlichen Zweck, die Verantwortlichkeit zu verschleiern. Der Rektor der Universität hat bereits im vergangenen Jahr im Akademischen Senat erklärt, für die Debatte der ethischen Fragen sei doch die Tierschutzkommission beim Gesundheitssenator da. Und deren Ergebnis wolle man abwarten. Die ahnungslosen Professoren im Akademischen Senat wußten nicht, daß diese Kommission nichts zu sagen hat, sondern nur „berät“. Noch weniger konnten sie ahnen, daß die Mitglieder nicht einmal darauf bestehen, sich die einschlägigen Gutachten zu der Frage vorlegen zu lassen. Statt dessen werden die Tierschutz-Vertreter in der Kommission unter Druck gesetzt, damit sie nicht öffentlich über Antrag und Kriterien der Kommission reden. Sogar wer Mitglied der Feigenblatt-Kommission ist, soll streng geheim bleiben.
Unter dem Deckmantel von „Vertraulichkeit“scheinen die Kommissionsmitglieder ernsthaft zu glauben, sie verdienten blindes Vertrauen. Geheimrats-Diplomatie aber schafft ganz bestimmt keine Vertrauensbasis, sie potenziert im Gegenteil Mißtrauen. Wenn der Akademische Senat auch nur einen Hauch von universitärem Selbstbewußtsein hat, dann muß er das Geheim-Gutachten anfordern und die ethischen und wissenschaftspolitischen Fragen selbst beraten – und zwar in aller Öffentlichkeit. Der Universität kann niemand ihre Verantwortung nehmen. Klaus Wolschner
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