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■ KommentarProkura bis 22 Uhr

Vorgestern die Eröffnung der Bahnhofs Alexanderplatz mit seinen fünfzig bis 22 Uhr geöffneten Geschäften und ab heute offene Ladentür bis in die Nachtstunden beim Kulturkaufhaus Dussmann in der Friedrichstraße. Dazu kommen diverse Wochenenden, an denen der Senat grünes Licht für langen Einkauf gibt. Wer kann noch Interesse an der Änderung des Ladenschlußgesetzes haben, wenn man auch scheibchenweise ans Ziel kommt? Ab heute marschiert die neue Zeit, wenn bei Dussmann die Verkäufer zu leitenden Angestellten mit Umsatzbeteiligung aufgestiegen sind. Da kann selbst die Gewerkschaft nichts mehr dagegen haben, wenn das Arbeiterparadies auf solche Weise erreicht ist: Brüder, zur Sonne und Prokura.

Für die Konkurrenz der Einkaufszentren kann der Dussmann-Vorstoß nur gut sein. Kommt der Spätkauf im Kulturkaufhaus an, dann wird es nicht nur in der Friedrichstraße blitzschnell von Prokuristen hinter der Ladentheke wimmeln. Die vom Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands geäußerte Skepsis wird wohl auch ein wenig davon bestimmt, daß Nils Busch-Petersen die Interessen der Geschäftsleute am Ku'damm näher sind. Der Stadt kann nichts Besseres passieren, als wenn die eher vor sich her dümpelnde Friedrichstraße zum Gegengewicht zum West-Zentrum wird. Und die Kunden freuen sich. Gerd Nowakowski

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