■ Kommentar: Druckräume helfen
Lange überfällig sind sie, die neuen Wege in der Berliner Drogenpolitik: Endlich soll es in Kreuzberg einen Druckraum geben, die bündnisgrünen Jugendstadträtinnen aus Tiergarten und Schöneberg wollen dort einen weiteren, Justizsenator Ehrhart Körting hat seine Zustimmung signalisiert. Das Abstimmungsergebnis in der Kreuzberger BVV läßt hoffen: Hier stellten sich auch CDU-Mitglieder den Problemen in der Drogenpolitik und votierten pro Druckraum. Das kann man von Jugendsenatorin Ingrid Stahmer, die für Drogenpolitik zuständig ist, bislang nicht behaupten: Die Sozialdemokratin lehnt Druckräume weiterhin ab. „Das bringt nichts“, lautet die lapidare Begründung ihres Staatssekretärs. Fragt sich nur, für wen.
Für Schwerstabhängige ist die Möglichkeit, sich unter hygienischen Bedingungen den Stoff zu injizieren, eine wichtige Überlebenshilfe. Viele von ihnen sterben nicht an der Sucht, sondern an Begleitkrankheiten wie Aids, Hepatitis und Tuberkulose – deren Übertragung durch Druckräume stark verringert werden kann. Für SozialarbeiterInnen bietet ein Druckraum die Chance, mit Schwerstabhängigen Kontakt aufzunehmen und ihnen Hilfsangebote aufzuzeigen. Auch für die AnwohnerInnen sind Druckräume eine Erleichterung. Denn Junkies, die dort konsumieren können, fixen nicht mehr auf Kinderspielplätzen oder in Gebüschen. Das alles spricht für die Einrichtung von Druckräumen, nicht nur am Kottbusser Tor. Es spricht aber auch für eine problemorientierte Drogenpolitik, die endlich ideologische Gräben verläßt und sich traut, neue Wege zu beschreiten. Sabine am Orde
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