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KommentarSchweigen gebrochen

■ Der Delmenhorster Fall geht alle an

Nur im äußersten Falle gehen Betriebsräte, wenn sie untereinander Streit haben, an die Öffentlichkeit. Dieser Fall ist in Delmenhorst eingetreten, wo ein Arbeitgeber sich in einen Betriebsratsstreit einmischt und den Kopf der einen Seite schlicht kündigt.

Besonders pikant wird der Fall, weil die Schlüsselfigur in dem innerbetrieblichen Betriebsrats-Kampf ausgerechnet Vertreter der letzten realsozialistischen Arbeiterpartei ist. Wenn ein Betriebsrat in einer Partei mit proletarischem Anspruch eine herausgehobene Funktion innehat, dann ist das keineswegs seine Privatsache – man muß unterstellen, daß die Partei seine Betriebsarbeit stolz begleitet und im Zweifelsfall auch steuern kann. So wird der Delmenhorster Streit die PDS in dem Ort und in Hannover beschäftigen müssen.

Und auch der DGB wird sich nicht weiter fein heraushalten können, geht es doch um eine gewerkschaftliche Grundsatzfrage: Daß Betriebsräte mit Aufsichtsratsposten bedient werden, sollte ja nicht die Position des Unternehmers stärken, sondern der Vertretung von Arbeiterinteressen dienen. Natürlich ist damit die Gefahr verbunden, daß die Arbeitnehmervertreter ihren Posten mehr lieben als ihre Aufgabe. Jeder DGB-Funktionär könnte Dutzende von Beispielen dafür aufzählen, aber darüber spricht man nicht.

Die IG Medien hat diese Mauer des Schweigens in Delmenhorst durchbrochen. Klaus Wolschner

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