Kommentar: Ein Zeichen?
■ Alltäglicher Rasissmus in Bremen
Es gibt Tage, an denen wartet man, den Blick gen Himmel gerichtet, auf ein Zeichen. Wenn Bundespolitiker im Radio mehr oder weniger hilflose Statements zum Wahlerfolg der rechtsextremen DVU in Sachsen-Anhalt abgeben, zum Beispiel. Und Bremens Politiker schweigen, obwohl Bremen neben Kiel bislang das einzige Landesparlament war, in dem die DVU gesessen hat. Das beherzte Urteil des Bremer Amtsgerichts hätte so ein Zeichen sein können. Die Beleidigung eines Schwarzen mit nationalsozialistischen Parolen wird nicht als Kavaliersdelikt geahndet. Der Täter wird hart bestraft.
Doch die Verhandlung hat viel über den alltäglichen Rassismus in Bremen zutage gefördert. Am Bahnhof sind Beleidigungen Schwarzer an der Tagesordnung. Der Sicherheitsdienst kann sie kaum mehr zählen, für den Richter hat der Strafprozeß dagegen Seltenheitswert. Das heißt, die Passanten greifen nicht ein, erstatten keine Anzeige. Die Schwarzafrikaner schweigen. Sie haben ohnehin nur befristete Arbeitsverträge und halten lieber den Mund. Sie sind froh, daß sie die Bahnhofshalle fegen dürfen. Daß sie nicht nur von ihrem Arbeitgeber, sondern auch, wie im vorliegenden Fall, von einem deutschen Reisenden wie Sklaven behandelt werden, nehmen sie offenbar klaglos in Kauf. Bei der letzten Bürgerschaftswahl ist die DVU in Bremen an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die nächste Bürgerschaftswahl ist in einem Jahr. Kerstin Schneider
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