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KommentarKehrtwende

■ Die USA kündigen eine Normalisierung der Beziehung zum Iran an

Nun ist es amtlich: Washington will sein Verhältnis zum Iran normalisieren. Die Erklärung der US-Außenministerin Madeleine Albright ist der letzte Schritt auf einem Weg, der hinter den Kulissen bereits seit Jahren eingeschlagen worden war. Während offiziell noch Brandreden über den Terror der Mullahs das Bild bestimmten, hatten auf Druck der amerikanischen Ölkonzerne längst inoffizielle Gespräche stattgefunden.

Spätestens mit dem Zerfall der Sowjetunion und damit dem Zugang zu den Öl- und Gasvorkommen am Kaspischen Meer und in Zentralasien begannen auch die Außenpolitiker der USA das Verhältnis zum Iran neu zu bewerten. Denn im Streit mit Rußland um die künftige Dominanz in dieser Region könnte der Iran zum einen ein wichtiger Verbündeter werden, zum anderen ließe sich das Pipeline-Monopol der Russen brechen, wenn künftig die bestehenden iranischen Transportlinien genutzt werden könnten.

Neben den Ölinteressen gibt es aus amerikanischer Sicht aber weitere, gewichtige Gründe, mit dem Iran wieder normale Beziehungen aufzunehmen. Die Stabilität Saudi-Arabiens, der arabisch-israelische Friedensprozeß und eine langfristige Lösung für den Irak, alles wäre einfacher, wenn der Iran mitspielte. Es ist in Washington lange über Erfolg oder Mißerfolg der Eindämmungspolitik gegenüber dem Iran gestritten worden, sicher ist, daß sich die Verhältnisse dort im Laufe der letzten 18 Jahre geändert haben. Vom Export der iranischen Revolution, einem der Schreckgespenster für Amerika, ist schon lange keine Rede mehr. Auch die Begeisterung der Iraner für das Mullah-Regime hat nachgelassen. Die Wahl Chatamis im Sommer letzten Jahres hat gezeigt, daß die Mehrheit der iranischen Bevölkerung eine substantielle Veränderung will.

Nach der Rede Madeleine Albrights müßte es möglich sein, daß Europäer und Amerikaner ihre Politik gegenüber dem Iran mit dem Ziel aufeinander abstimmen, den Reformflügel in Teheran zu unterstützen. Eine Öffnung und Demokratisierung des Iran diente schließlich nicht nur den Interessen der Ölindustrie, sondern wäre für das gesamte Verhältnis des Westens zur islamischen Welt von grundlegender Bedeutung. Das Gespenst des islamischen Fundamentalismus als neues weltweites Bedrohungsszenario würde langsam, aber sicher verblassen. Jürgen Gottschlich Bericht Seite 4

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