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■ KommentarKeine Frage der Ehre

Der Tarifvertrag für studentische Hilfskräfte und Tutoren mag auf den ersten Blick als typisches Westberliner Privileg erscheinen. Für jede Arbeitsstunde, in der diese Erstsemester betreuen oder Bücher schleppen, erhalten sie fünf Mark mehr als ihre Kollegen in anderen Bundesländern. Obendrein werden sie nicht nur semesterweise, sondern auf zwei Jahre engagiert, und das für mindestens 40 Stunden pro Monat.

Doch in Wahrheit sind die Hiwi-Verträge andernorts kein Vorbild menschenfreundlicher Flexibilität, sondern ein Relikt der alten Ordinarienuniversität. Dort ackern die Hilfskräfte in Wahrheit nicht für Geld, sondern für die Ehre. Unter 40 Stunden pro Monat ist ein solcher Job kaum zu machen. Weniger Stunden, wie in anderen Bundesländern üblich, bedeuten nicht weniger Arbeit, sondern bloß weniger Geld.

Nun drängt derselbe Wissenschaftssenator, der beim festen Personal zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen riet, die Unis zum Lohndumping bei den Studenten. Schon bisher trafen die Einsparungen an den Unis in erster Linie den Nachwuchs mit seinen befristeten Verträgen. Die grenzenlose Flexibilität der globalisierten Risikogesellschaft schlägt eben höchst selektiv zu: Wer seinen Platz im System bereits erobert hat, braucht sich nicht zu sorgen. Wer noch draußen vor der Türe steht, hat eben Pech gehabt. Ralph Bollmann

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