■ Kommentar: Bester Ausländerfeind
Die wohl raffiniertesten werbepsychologischen Register im Berliner Wahlkampf zieht der Neuköllner CDU-Direktkandidat Dankwart Buwitt. Gegen die Inhaltslosigkeit der bundesweiten Kampagne setzt er auf skandalträchtige Slogans, in die er seine Positionen einbettet. Daß diese nichts mit dem jeweiligen Schlagwort zu tun haben, stört ihn nicht weiter. Die zerschossene Montur eines in Sarajewo gefallenen Soldaten hatte auch nichts mit Benetton zu tun. Trotzdem erntete Benetton-Werbefotograf Toscani für seine geschmacklosen Bilder nicht nur höchste Aufmerksamkeit, sondern auch größten Abscheu, der zum Verbot einiger Motive führte.
Für ein Verbot der Buwittschen Kampagne ist es jetzt zu spät, schließlich hat die CDU sie selbst überklebt. Und dieser Wahlkampf ist spätestens am Sonntag vorbei. Immerhin hat es bei Buwitt wenigstens für eine Anzeige gereicht. Die politisch Korrekten zerreißen sich das Maul – viel Feind', viel Ehr'. In den Augen seiner Fans aber steigert der Vorwurf der Volksverhetzung das Prestige des CDU-Protagonisten sicher ein ganzes Stück. Das macht Buwitts Kampagne um so widerlicher.
In der Hoffnung, daß der Buwittsche Ausflug in die Provokation mehr Wähler abschreckt als anzieht, erhält Buwitt an dieser Stelle als DANK für die ausländerfeindlichste Werbung den Wahlkampf-Negativ-AWARD '98. Andreas Leipelt
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