■ Kommentar: Polit-Surfer
Zugegeben, kaum ein anderer im Hamburger Senat gibt den modernen Märchenonkel so gut wie Umweltsenator Fritz Vahrenholt. Mal verrät der Dioxin-experte der staunenden Umweltgemeinde, warum Müllverbrennung das ökologische Non-Plus-Ultra ist, dann entdeckt er, Voscherau dankt es, sein Herz für den Transrapid. Schließlich schenkt er uns eine multimillionenteure Betonschleuse für die Salzwasserbeatmung der Süder-elbe, damit wir Hafenerweiterung und Elbvertiefung als „ökologisch ausgeglichen“ empfinden können.
Die aktuelle Story über den norwegischen Wasserstrom jedoch stellt all dies in den Schatten. Märchenonkel Fritz' Erzählkünste erreichen hier wahrlich sagen-hafte Dimensionen: Aus Wasser wird Strom wird Atomausstieg. Nix da.
Norwegens Wasserstrom sichert Auslastung und Rentabilität der AKWs Brokdorf und Krümmel bis zum Jahr 2030. Norwegens Wasserstrom behindert den Aufbau einer ökologisch optimierten Energieerzeugung in Hamburg (kraftwärmegekoppelte dezentrale Heizkraftwerke plus Windräder plus Solarzellendächer). Norwegens Wasserstrom macht die HEW attraktiv für Aufkäufer und erhöht die Wahrscheinlichkeit, daß die Stadt auf ihre HEW-Mehrheit damit auf eine selbständige Energiepolitik verzichtet.
Wie gern würden wir die uralte Geschichte von der konsequenten Atomstrompolitik einer Filzgemeinschaft von Senat und HEW umschreiben müssen. Doch leider ist die Hamburger Energiewirklichkeit nicht so bunt und fröhlich wie die rauschende Geschichte vom tollen Fritz, der auf norwegischen Stauseen politsurft. Florian Marten
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