Kommentar: Verbaselte Aktion
■ Die Bremer CDU hat ihren eigenen Filz
Jaja, so ist das mit ausgedienten Politikern auf Versorgungs-Posten in Bremen: Ganz zu unrecht sind sie wohl nicht in der Europa-Abteilung des Wirtschaftssenators gelandet. Der „Dilettantismus“ und die „Unfähigkeit“, die die Europa-Abgeordnete Karin Jöns den bremischen EU-Experten attestierte, traf den Nagel auf den Kopf. Für diese klaren Worte mußte sich die SPD-Politikerin aus dem Wirtschaftsressort sogleich Wahlkampfpropaganda vorwerfen lassen. Ganz schön frech, angesichts der verbaselten Aktion.
Seit Oktober hätten sich die Europa-Bremer darum kümmern können, attraktive Vorschläge für einen Kongreß auszuarbeiten, damit nicht Hamburg den Braten wegschnappt. Das ist offenbar nicht geschehen. Die Abteilung war wahrscheinlich mit den Skandalen ihres inzwischen zurückgetretenen Chefs, Staatsrat Günther Niederbremer (CDU), beschäftigt.
Um das fehlende Engagement der Abteilung zu verschleiern, hat ein Haller-Vertreter im Europa-Ausschuß sogar zu falschen Zahlen gegriffen. Das zeugt von schlechtem Gewissen. Wenn es ein Versehen war, was niemand glaubt, beweist es erneut die Schludrigkeit der Europa-Abteilung. Die CDU hat der SPD jahrlang unerträgliche Verfilzung vorgeworfen. Mit der Großen Koalition ist die CDU endlich in der Mitte der Bremer Gesellschaft angekommen. Denn sie hat jetzt ihren eigenen Filz. Christoph Dowe
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