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KommentarDer nächste, der logische Schritt

■ Bodentruppen für das Kosovo sind nur eine Frage der Zeit

Die Nato hat ihr Ziel, den Krieg im Kosovo zu beenden, nicht erreicht. Die Bilder der albanischen Flüchtlinge an der Grenze, in Albanien und Makedonien sprechen eine deutliche Sprache: Statt die „ethnische Säuberung“ zu verhindern, haben die Nato-Raketen diese beschleunigt.

Aber nicht nur im Kosovo selbst wird der negative Effekt der Luftangriffe deutlich: Die Anti-Milošević-Opposition in Serbien, die bisher immer stärker zu werden schien, ist mittlerweile im patriotischen Schulterschluß mit dem verhaßten Potentaten erstarrt. Der pazifistische Teil der Kosovo-Albaner um Ibrahim Rugovas Demokratische Liga ist – nach 12 Jahren gewaltlosen Widerstandes ohne Todesopfer – politisch marginalisiert. Milošević, die serbischen Nationalisten und ihr Counterpart auf der albanischen Seite, die Kosovo- Untergrundarmee UÇK, können sich freuen: Die Nato hat alle potentiell an einer friedlichen Lösung interessierten Kräfte ausgeschaltet. Das Feld gehört den Nationalisten.

Dieses Ergebnis hätte der Westen voraussehen können. In diesem Fall wäre es wohl nicht zu den Bombardements gekommen. Nun aber ist es zu spät für eine diplomatische Lösung des Kosovo-Konfliktes. Zumal sicher ist, daß die Nato ihre Luftangriffe nicht ohne eine Gegenleistung Milošević' einstellen wird. Und der denkt gar nicht daran. Damit ist die Diskussion über das Ja oder Nein eines Einsatzes von Nato-Bodentruppen vom Tisch. Gewöhnen wir uns also daran: Früher oder später werden Soldaten und Panzer der Nato im Süden Serbiens einrücken. Dort werden sie auf mehr oder minder starken Wiederstand stoßen. Und schließlich – daran besteht kein Zweifel – militärisch den Sieg davontragen.

Und dann? Diese Frage muß nun Ausgangspunkt aller politischen Überlegungen zum Krieg auf dem Balkan sein. Denn der Effekt einer Besetzung des Kosovo darf auf keinen Fall ein dem bosnischen Dayton-Abkommen ähnlicher sein. Dort hatte die internationale Intervention 1995 zu einer Zementierung der Macht der Nationalisten aller Parteien geführt – die seitdem einen echten, anhaltenden Frieden verhindern. Angesichts dessen muß das Kosovo ein internationales Protektorat werden, in dem die Nationalisten beider Seiten politisch so lange behindert werden, bis sich friedensfähige politische Parteien organisiert haben. Alles andere hätte weitere Kämpfe zur Folge. Rüdiger Rossig

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