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KommentarUnterschriftenkartell

■ Laßt uns gemeinsam fürderhin schweigen!

Die Wärmestube des deutschen Geistes ist nach wie vor gut besetzt. Auch in der gestrigen Ausgabe dieser Zeitung fand sich ein Bekenntnis, das mit einer Unterschriftenliste schloß – ein Genre besonderer Art, von dem nicht nur die taz mittels bezahlter Anzeigen schon immer kräftig profitierte. Von Wolfgang Abendroth bis Gerhard Zwerenz war die klassische Liste begrenzt; ersterer ist seit einiger Zeit durch sein Ableben verhindert, aber Herr Zwerenz ist immerhin noch da: im Moment gegen den Krieg („Wir schämen uns“) und in einer Versammlung, die Kenner als „nicht erstklassig“ einschätzen, weil die Namen nicht wirklich leuchten. Dr. Karl August Groskreuz, Schriftsteller, Prof. Günter Isleib, Kiel; Dr. Elke Steven, Soziologin: Namen, die noch keiner kennt.

Aber das kann sich bald ändern, denn ihre alphabetische Umarmung von Peter Handke (Schriftsteller) und Hans Wollschläger (auch Schriftsteller) kommt einer Eintrittskarte in die besseren Kreise gleich. Andererseits: Gibt es nicht auch Namen, die uns nur deshalb geläufig sind, weil wir sie in unregelmäßigen, aber unvergeßlichen Abständen immer wieder gemeinsam lesen dürfen – zur Urabstimmung über den Golfkrieg (26.1.91), zu „Clinton soll Stasi-Schatz heben“ (7.11.98), für und gegen das Holocaust- Mahnmal (diverse Daten), zur „Erfurter Erklärung“ (2.10.97), gegen die Schließung der Kneipe Darthula in Bremen- Neustadt (30.7.97) und, unvergessen, zum Krefelder Appell? Klaus Vack, Sensbachtal (Odenw.); Dieter Lattmann, IG Medien; Horst-Eberhard Richter und der notorische Eckart Spoo gehören zum unfreiwilligen Bestand unserer Erinnerung, bis wir selbst den Weg alles Irdischen antreten werden.

Woher diese Tendenz zur Gemütlichkeit bei Menschen, zu deren Stellenbeschreibung es gehört, mit möglichst eigenen Worten eine möglichst eigene Meinung zu haben und ggf. kundzutun? Und woher rührt die verwegene Begeisterung, mittels einer gemeinsamen Erklärung das eigene Niveau bis zum Erdmittelpunkt zu unterschreiten („Ja, für wie dumm hält man uns denn?“, Aufruf vom 16. April 1999)?

Es ist etwas Schreckliches um die menschliche Einsamkeit, und die deutsche Linke scheint das besonders stark zu empfinden. Selbst wenn sie sich schämt, macht sie das am liebsten im Kollektiv. Elke Schmitter and friends

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