Kommentar: Versteckspiel
■ Strittige Themen bleiben verdeckt
Die neue große Koalition demonstriert nach außen weiterhin wundervoll traute Eintracht. Ganz aufgelockert präsentierten sich die beiden Verhandlungsführer auch am gestrigen zweiten Verhandlungstag des Koalitionspokers, lobten gegenseitig vorzeigbare Ergebnisse und freuten sich, wie herrlich es sei, als Sozial- und Christdemokraten bei eigentlich so kontroversen Themen wie der Wissenschaftspolitik formidable gemeinsame Vorstellungen zu entwickeln.
Statt Streit und Gerangel gab's wieder pure Harmonie – und jede Menge neuproduziertes, geduldiges Koalitionspapier. Hier ein Entwurf zur Arbeitsmarktpolitik, da eineinhalb Seiten zur Frauenpolitik und weitere drei zur Wissenschaftspolitik – gespickt mit Selbstverständlichkeiten wie der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zusätzlich jede Menge Punkte, die die große Koalition schon in der vergangenen Legislaturperiode nicht verwirklicht hat.
Die wirklich strittigen Themen aber blieben auch gestern vor der Tür – obwohl Papiere über die Bebauung des Hollerlandes längst in der Öffentlichkeit kursieren. Transparenz hatten die Koalitionspartner eigentlich für die Verhandlungen angekündigt. Jetzt gab es doch nur wieder „große Koalition light“. Aber nützen wird das nichts: Denn es ist nur eine Frage der Zeit, bis Stück für Stück durchsickert, und auch die aalglatten Taktierer ihr Versteckspiel aufgeben müssen. Katja Ubben
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