piwik no script img

KommentarZappenduster

■ Berlin sieht schwarz

Kennen Sie den?* Zwei Männer stehen während der Sonnenfinsternis am Landwehrkanal. Der eine fällt runter, und der andere heißt Eberhard Diepgen. Finster, nicht?

„Gott redet, und die Menschen horchen“, schrieb Adalbert Stifter über den Moment der „SoFi“. Alles gelogen – mit der Finsternis brach auch der Finsterwitz los:

Was macht die Gesundheitsministerin, wenn es dunkel wird? Die Sonnen-Sicht-Brille von Zeiss aufsetzen – „selbstverständlich gemäß ihren eigenen Empfehlungen“, kalauerte die Nachrichtenagentur dpa. Die politische Konkurrenz von der Sozialdemokratie, deren Berliner Dependance allen Grund hat, ihr Verhalten dem einer Selbstmordsekte anzunähern, feierte eine „kleine Sonnenfinsternis-Party“. Keine Frage: Wir warten gespannt darauf, wie am 10. Oktober Mompers Halbglatze den Himmel über Berlin verdunkelt. Nebenbei: Wie erkläre ich meinem Hund die Sonnenfinsternis?

Auch die Grünen haben zu lange in der Sonne gestanden: „Vollmundig erklärt die Diepgen-CDU seit Monaten, sie stehe für '100 Prozent Berlin‘ “. Statt 100 Prozent wie in München müsse sich „die Hauptstadt“ jetzt mit „80–90 Prozent begnügen“. Bei so viel schwarzem Humor wird einem einfach schwarz vor Augen.

Früher war alles besser mit den Naturschauspielen. Gegen 3000 vor Christus zum Beispiel galt bei den Assyrern für gekrönte Häupter die Regel: Bei Sonnenfinsternis – Rübe ab. Der König aber, meist ein sonniges Gemüt, ernannte für diese Zeit einen Stellvertreter, der an seiner statt enthauptet wurde.

Und jetzt kommt's: Wo war Eberhard Diepgen, als es hieß: „Die Vögel hören auf zu singen“ (B.Z.)? Statt mit dem Federvieh zu dösen und auf seine verdiente Entlohnung zu warten, rannte der „Regierende“ in der Lüneburger Heide herum – das hätte seine Stellvertreterin Annette Fugmann-Heesing glatt den Kopf kosten können!

„Schlimm aber: Die Sonnenfinsternis macht viele Menschen in Berlin verrückt“, warnten Boulevardzeitungen. Deshalb Vorsicht! Lesen Sie diese Kolumne nur mit Schutzbrille!

Andreas Spannbauer ‚/B‘*Mehr Sonnenfinsterniswitze: www .sonnenfinsternis 1999.de.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen