Kommentar: Keine Experimente?
■ Leichtere Volksentscheide reichen nicht
Die historisch belegte These, dass Volksbegehren in Bremen unüberwindbare Hürden zu nehmen haben, hat jetzt immerhin auch der Senat übernommen. Doch selbst wenn der Senat jetzt signalisiert, dass man über eine Absenkung der Quoren für Volksbegehren und Volksentscheide reden könnte – gewonnen wäre damit nicht viel.
Der berechenbare Zankapfel der Zukunft bleibt: Wie viele Menschen müssen zu einer Volksabstimmung gehen, damit sie ein repräsentatives Bild der demokratischen Willensbildung abgibt? Einfach leichtere Quoren festzulegen, ist nicht genug. Wichtiger ist es, den Bürgern zu vermitteln, dass sie an der politischen Willensbildung auch außerhalb der Legislaturperioden der Parlamente teilnehmen können. Leichtere Volksentscheide wären nur ein Mittel dafür.
Doch auch andere Möglichkeiten müssten ausgeschöpft oder immerhin ernsthaft diskutiert werden: Das reicht von der Forderung, Jugend-, Alten oder Ausländervertretern mehr Mitspracherechte im politischen Tagesgeschäft einzuräumen bis hin zur Erprobung von neuen demokratischen Methoden wie Abstimmungen im Internet. Doch für solche Änderungen muss ein politischer Wille ebenso spürbar sein wie die vorsichtige Lust am Experimentieren. Dabei muss nicht immer gleich die Demokratie in Gefahr sein. Ein „mehr“ an politischer Debatte stünde der von der großen Koalition geprägten Stadt gut zu Gesicht. Christoph Dowe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen