Kommentar: Ganz schön bockig
■ Warum das sture Festhalten am Transrapid Standortvorteile verschenkte
Da haben SPD, CDU und Handelskammer einen schönen Bock geschossen. In einer Zeit, in der sich der weltweite Wettlauf zwischen den Metropolen beschleunigte, setzten sie mit dem Transrapid auf ein langwieriges Prestige-Projekt statt auf eine kurzfristig realisierbare pragmatische Lösung. Seit Jahren schon könnten Reisende aus Hamburg in 90 Minuten in Berlin sein, wenn die Bahnstrecke gleich auf ICE-Standard gebracht worden wäre.
Die Gleise mussten nach der Wende ohnehin saniert werden. Weil das Kabinett Kohl und die Industrie aber unbedingt eine Referenzstrecke für ihren vermeintlichen Exportschlager haben wollten und es jede Konkurrenz auszuschalten galt, musste die Bahn halbe Sachen machen: Die schienengleichen Bahnübergänge blieben erhalten, das Tempo wurde auf 160 Stundenkilometer gedrosselt.
Hamburg hätte spätestens seit 1996 dagegen vorgehen müssen, als sich die Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Magnetbahn nur noch mit viel schlechtem Willen übersehen ließen. Doch die Befürworter hatten von Anfang an die ökonomische Theorie vom abnehmenden Grenznutzen ignoriert – 20 Minuten Zeitgewinn bei einem Vielfachen an Kosten – und blieben dickköpfig konsequent im Ausblenden ökonomischer Realität.
Jetzt hat die sozialdemokratische Senatsmehrheit durch ihre Starrsinigkeit das Gegenteil von dem bewirkt, was sie mit dem Eintreten für die Magnetschwebebahn erreichen wollte: Hamburg und Berlin zu beiderseitigem Nutzen zu einem Wirtschaftsraum zu verschmelzen. Gernot Knödler
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