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KommentarFalsche Prioritäten

■ Warum die Häuser in der Altonaer Strasse nicht abgerissen werden sollten

Die Stadt-Reihenhäuser in der Altonaer Straße sollten nicht platt gemacht werden – es wäre schade um sie. Auch wenn ihnen die städtischen DenkmalpflegerInnen keine besondere Schutzwürdigkeit attestieren wollen und die Läden im Erdgeschoss einen Ausbund an Hässlichkeit darstellen, bereichern die Häuschen doch die Stadt. Wer nicht mit geschlossenen Augen die Altonaer Straße entlang hetzt, dem fallen sie auf: stuckverziert, handtuchschmal, niedrig, mit Dachterassen über den Läden zur Straße hin.

„Hier würde ich auch gerne wohnen, wenn der viele Verkehr nicht wäre“, hatte sich zumindest der Verfasser schon mehrfach gedacht. Dass die Leute privilegiert seien, die heute zu einem günstigen Preis auf ganz individuelle Weise in den Häusern wohnen, ist kein Argument für den Abriss: Viele reiche HamburgerInnen wohnen privilegiert – warum nicht auch mal Leute mit wenig Geld.

Die Häuschen sind überdies Zeugen von Hamburgs städtebaulicher Entwicklung. Einmal abgerissen, kann sie keiner wiederbringen. Für den Bau von Sozialwohnungen lässt sich dagegen an vielen anderen Orten in der Stadt Platz finden. Dafür intakte historische Bausubstanz zu opfern wäre unsinnig.

Der Hässlichkeit der Laden-Vorbauten könnte die Saga mit wenig Geld abhelfen und dabei womöglich gut verdienen, denn die Lage unweit des Sternschanzen-Bahnhofs ist nicht übel. Und um die Lücke des abrissreifen Gebäudes sensibel zu füllen, fände sich bestimmt eine ehrgeizige Architektin. Auch diese Investition dürfte sich rentieren.

Gernot Knödler

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