Kommentar: Zuschlag verdient
■ Warum der Bahnvorstand für seine Interregio-Pläne Prügel bekommen muss
Angebots-Optimierung – so heißt das im Jargon der Bahn. Gemeint ist, dass Züge künftig entweder an zahlreichen Bahnhöfen im Norden vorbei fahren oder für Strecken so lange brauchen, dass man die Entfernung auch mit einem guten Rennrad nur unwesentlich langsamer bewältigt. Im einen Fall ersetzen ICEs die Interregios, im anderen Regionalzüge.
Das Jammern über die Bahn ist ein Dauerbrenner: Über ihre hohen Preise, ihren schlechten Service, ihre miesen Verbindungen, ihre Verspätungen. Alles nichts neues, wenig originell und zuweilen auch genauso wenig sachkundig. Aber falls der Bahnvorstand Pläne umsetzt, alle Interregios der Wirtschaftlichkeit zu opfern, dann können Mehdorn und seine hochbezahlten Manager tatsächlich nicht genug Prügel bekommen.
Der Interregio ist der letzte Fernverkehrszug fürs Volk: Große Entfernungen zu überwinden, die noch einigermaßen bezahlbar sind – das ist nur noch beim Interregio möglich. Sonst bleiben am Ende nur noch der zuschlagpflichtige Intercity oder piekfeine Luxuszüge der Marke Metropolitan.
Die Zugfahrt soll, so scheint es, als Konkurrenz zum Inlandsflug aufgebaut werden: Die Bahn als Verkehrsmittel für die Business Class. Es gibt aber auch Studierende, die ihre Bekannten und Eltern besuchen sollen. Es gibt Familien, die zu Tagesausflügen die Bahn nutzen. Es gibt die, die aufs Auto verzichten, weil sie etwas für die Umwelt tun wollen oder sich schlicht keines leisten können. All die wollen auch reisen. Aber an denen kann man halt nicht so gut verdienen. Peter Ahrens
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