Kommentar: Fehlbelegungsabgabe
■ Warum die Doppelspitze Radcke-Edler die Parteirealität der GAL nicht wiedergibt
Flügeliger geht es nicht. Eine linke Frau, ein knallharter Realo-Mann. Die GAL erweckt durch ihr neu gewähltes Führungspersonal den Eindruck, es sei noch alles so wie früher. Da gäbe es noch zwei Flügel, die gleichberechtigt berücksichtigt werden müssten. Die Linke ist trotz Regenbogen-Abspaltung zwar noch da: In der praktischen Politik der GAL spielt sie aber keine Rolle mehr und wird sie auch künftig nicht spielen. Der unterlegene Bewerber Jo Müller hat es auf den Punkt gebracht: „In dieser Partei hat sich die Realpolitik durchgesetzt.“
Antje Radcke weiß selbst: Nach den Mehrheitsverhältnissen im Saal hätte sie mit Pauken und Trompeten durchfallen müssen. Nur dem Umstand, dass mit Gegenkandidatin Heike Opitz eine zwar junge, aber eben auch politisch eher unbedarfte Frau gegen sie antrat und dass manche Realos die Linken nicht völlig verprellen mochten, ist es geschuldet, dass Radcke es noch einmal in ein prominentes Parteiamt geschafft hat.
Eine Doppelspitze Opitz-Edler wäre auch für den kommenden Wahlkampf die konsequentere und für WählerInnen damit auch ehrlichere Variante gewesen. Jetzt blüht entweder ein GAL-Wahlkampf, bei dem Radcke wie schon zu Bundessprecherinnen-Zeiten an den Rand der Selbstverleugnung gehen muss oder bei dem die Öffentlichkeit – das Verfahren kennt man vom scheidenden Duo Kordula Leites-Peter Schaar – zu allen politischen Themen jeweils eine Radcke- und eine Edler-Version geliefert bekommt.
Wer wissen will, wie die Partei denkt, sollte sich an Edler wenden. Peter Ahrens
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