Kommentar: Pure Show
■ Warum Ole von Beust keineswegs plante, seinen Sheriff zu entlassen
Da wird er aber aufgeatmet haben. Roger Kusch, der Sicherheitsberater von Möchtegern-Bürgermeister Ole von Beust, wird doch nicht arbeitslos. Dabei war der Chef gestern drauf und dran, den Mann zu opfern, der in Rathauskreisen nur noch „der Sheriff“ genannt wird.
Hätte Rot-Grün das Angebot angenommen, auf das Thema Innere Sicherheit im Bürgerschaftswahlkampf zu verzichten, wäre Kusch überflüssig geworden. Dann bräuchte die CDU ja keinen mehr, der abwechselnd die Justizsenatorin oder den Innensenator zum Sicherheitsrisiko erklärt.
Und von Beust hätte dann seinen Wahlkampf gleich einstellen können. Mit welchem Thema sollte er denn noch hausieren gehen, nachdem er sich mit seinen Avancen an Schill aus der politischen Mitte verabschiedet hat.
Wirtschaftspolitik vielleicht? Macht die SPD besser, als die CDU es könnte. Verkehrspolitik etwa? Wegen ein paar Spurrillen weniger wählt niemand die Union, der es nicht bislang schon tat. Schulpolitik gar? Gesamtschulen sind schon lang kein Thema mehr, mit dem Konservative sich gute Kopfnoten verdienen könnten. Gesellschaftspolitik? Nach dem Leiden an der Leitkultur schwer fiaskoverdächtig.
Von Beusts Angebot, auf sein einziges wirkliches Thema – weil stimmenträchtig am rechten Rand – zu verzichten, war das Gegenteil von seriöser Politik. Es war pure Show. Denn heute stellt er seine neuen Wahlkampfberater vor: für Schule, für Verkehr, für Gesellschaft.
Der Sheriff ist selbstverständlich auch dabei. Damit die Fronten klar bleiben.
Sven-Michael Veit
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