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KommentarGehackte Flügel

■ Warum die neue Unübersichtlichkeit in der GAL Anlass zu Optimismus gibt

Es gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Die Listenaufstellung der GAL liefert nicht wenige Indizien dafür, dass die alten Flügelstrukturen ausgedient haben. An ihre Stelle treten diverse Clans: Eine neue Unübersichtlichkeit mit positiven Auswirkungen.

Denn diese Entwicklung geht zu Lasten des alten grünen Kungelmusters „Wählst Du meine, wähl ich Deinen“. Kein wirklicher Verlust: Wo Absprachen nur noch bedingt funktionieren, rückt die persönliche Qualifikation der KandidatInnen in den Vordergrund, die bei der GAL bislang nur bedingt als Kriterium zählte.

Undenkbar war beispielsweise noch vor kurzem, dass prominente Realos in der Bütt für die Wahl einer profilierten Linken werben, an Majestätsbeleidigung gar grenzt der Denkzettel für GALionsfigur Krista Sager. Und fast revolutionär ist, dass eine ihrer jugendlichen Jüngerinnen von einem sicheren auf einen wackeligen Platz degradiert wird und altgediente Realos völlig durchfallen.

Flügelübergreifend ist auch die interne Hackordnung geworden. Die ersten sieben BewerberInnen waren unstrittig, weil allseits akzeptiert; das fröhliche Kampfkandidieren danach sorgte für etliche Favoritenstürze. Dass wahltaktische Überlegungen dabei keine geringe Rolle spielten, darf nicht verwundern: Ohne Lappe und Müller wäre die Lesben- und Schwulenszene verprellt worden, ohne Opitz die Grüne Jugend und ohne Demirel die MigrantInnenvereine. Solche Affronts gegenüber ihrer Klientel leistet sich keine Partei leichtfertig.

Nach den jüngsten Streitereien um die linke Parteichefin Antje Radcke ist diese Entwicklung dennoch überraschend. Ob sie eine Phase ist oder von Dauer, wird sich nach der Wahl zeigen. Sven-Michael Veit

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