Kommentar: Dr. Jekyll & Mr. Hyde
■ Warum die Politik für ausländische Studierende zwei Gesichter hat
Im Augenblick ist wieder Mr. Hyde da, das böse Monster. Der Hamburger Senat zeigt keine Milde für die Studentin aus Kamerun, legt das Ausländergesetz streng aus. Kinderkriegen, was deutsche Studentinnen noch irgendwie dürfen, kommt in den gesetzlichen Richtlinien für Nicht-EU-Studenten nicht vor. Und weil die Gefahr besteht, dass ein fertiger Volkswirtschaftler und eine demnächst fertige Sozialpädagogin hier bleiben, wird eine Familie abgeschoben.
Bald kommt wieder Dr. Jekyll zum Vorschein, der freundliche Stadtstaat Hamburg, der offen ist für Studierende aus aller Welt, an seinen Hochschulen englischprachige Seminare anbietet, mehr Wohnraum für ausländische Studierendne schaffen will und für die gut Betuchten auch halbprivate Sonderinstitute kreiert – Wohlfühlprogramm inbegriffen.
Dass es so widersprüchlich nicht weitergehen kann, hat auch Wissenschaftssenatorin Krista Sager erkannt, die erst kürzlich anlässlich der Kultusministerkonferrenz in Hamburg eine „neue Philosophie“ im „Umgang mit ausländischen Studierenden“ forderte. Gültige Bestimmungen seien Ausdruck einer überholten „Abweisungsstrategie“, sagte Sager. Überholt, weil Deutschland ein Akademikermangel bevorsteht, ganz abgesehen davon, dass es sich für das reiche Deutschland ganz einfach gehört, Menschen aus Entwicklungsländern zu qualifizieren.
Sager wollte für die neue Philosophie in der KMK werben, die bald Empfehlungen für das Zuwanderungsgesetz abgeben soll. Im Fall Ruth Gwet hätte Hamburg die Chance, die neue Haltung schon einmal einzuüben. Kaija Kutter
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