Kommentar: Grün abserviert
■ Warum die Privatisierung des UKE nur zu Lasten der MitarbeiterInnen gehen wird
Wer vor Jahrzehnten die Nachricht hörte, „die schwer verletzte Person ist in die Universitätsklinik Eppendorf eingeliefert worden“, der war sich sicher: Sie bekommt eine optimale Versorgung auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand der Medizin. Die Skandale der letzten Jahre haben diesen guten Ruf des UKE inzwischen ruiniert.
In der Tat stehen heute in manchen Bereichen nicht mehr der Patient, die Wissenschaft und Lehre im Mittelpunkt. Stattdessen regieren Eitelkeiten, Konkurrenz, Hierachien, Mobbing, Nötigung und Duckmäusertum den Klinikalltag. Diese Umstände machten die Skandale erst möglich. Und die Politiker reagierten erst, wenn der öffentliche Druck wie beim Strahlenskandal oder jüngst in der Herzchirugie zu groß wird – obwohl sie oft lange vorher von interner Seite gewarnt wurden. Nun kommt die Verselbständigung.
Sicher muss auch eine altgediente Uniklinik sich den ökonomischen Bedingungen der Zeit durch Kostensenkung anpassen. Aber das UKE schimpft sich immer noch Uniklinik. Und ernsthafte Forschung zahlt sich nicht gleich in barer Münze aus.
Stattdessen versucht GAL-Wissenschaftssenatorin Krista Sager, den UKE-Klotz am Bein in neoliberaler Art durch Verselbständigung loszuwerden. Betroffen wird das Gros der 6000 ÄrztInnen, Schwestern, Pfleger und MitarbeiterInnen sein – wie jetzt im Kleinen die Küchenbeschäftigten – die sich täglich ernsthaft für das Wohl der PatientInnen einsetzen. Sie sollen zur Haushalts-Konsolidierung grün abserviert werden. Dann ist der Vorwurf „VerSager“ nicht verfehlt. Kai von Appen
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