Kommentar zur Frauenkrise bei Piraten: 100 Tage Gender-Crashkurs
Die Frauen der Piratenpartei werden von der Presse ausgewrungen, als gäbs kein Morgen. Immer wieder die gleiche Frage: Warum seid ihr so wenige?
V erwundert reiben wir uns die Augen: Da drängt endlich eine Meute junger Unverdrossener in den Politikbetrieb. Aber huch: Da sind fast nur Jungs dabei! Die wenigen Frauen der Piratenpartei werden von der Presse ausgewrungen, als gäbs kein Morgen. Und immer wieder die gleiche Frage: Warum sind nicht mehr Piratinnen an Deck? 100 Jahre Kampf um Gleichberechtigung und wir fangen wieder bei dieser simplen Frage an?
Wer sagt schon "Nerdin"?
Wer sich einmal in den lichtscheuen Hinterzimmern der c-base herumgetrieben hat - jenem Ort, an dem sich die Piraten 2006 gründeten -, dem fällt die Antwort nicht schwer. Die abstrakte Welt der Computersprachen war und ist ein Jungsding. Vom "Nerd" gibt es - Anglizismus hin oder her - nicht einmal eine ernst zu nehmende weibliche Entsprechung. Über die Gründe lässt sich trefflich spekulieren.
Fakt ist, dass diese Szene an politischer Bedeutung gewinnt und die Netzwelt zur Netzkultur heranwächst. Damit spielen auch Genderfragen plötzlich eine Rolle. Und zwar nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. In jeder Hinsicht ist da bislang von den Berliner PiratInnen nicht viel zu wollen.
Es gibt zwei Wege, das zu ändern: Entweder frau muss ran an die Basis, in die männlich dominierten Computerstuben. Oder wir warten ab, bis aus einem Special-Interest-Grüppchen eine Partei wird, die zu allem etwas sagen will. Keine Sorge, 100 Jahre wird das nicht noch mal dauern. Schließlich haben schon 100 Tage im Berliner Politikbetrieb Wunder bewirkt.
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