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Kommentar zur Deutschen OperKein guter Ton

Kommentar von Rolf Lautenschläger

Dem Opernhaus fehlt ein Profil, von Avantgarde ganz zu schweigen. Dabei ist das größte Problem gar nicht das finanzielle Defizit - sondern die innere Struktur und die künstlerische Leitung.

Die Deutsche Oper an der Bismarckstraße trudelt und trudelt und trudelt. Intendanten gingen, Generalmusikdirektoren ebenso. Neue kamen. Niemand kennt sie. Inszenierungen holpern, Sponsoren steigen aus, und das Geld wird knapp. Doch die Deutsche Oper braucht momentan noch mehr Mittel. 2008 wird sie mit einem Defizit von weit über 1 Million Euro abschließen - der Ausblick ungewiss. Doch das sind nicht die größten Sorgen.

Die wirklichen Probleme an der Bismarckstraße liegen in der inneren Struktur und der künstlerischen Leitung - und wie man mit dieser umgeht. Dass das Haus unterfinanziert ist, hört man an jedem Ton. Premieren mussten abgesagt werden, Aushilfen stemmen Ausführungen mit. Das Orchester kratzt. Darunter leiden der Ruf und das Niveau des einstmals ersten Hauses im Nachkriegsberlin.

Auch Kirsten Harms ist für das Opernhaus nicht jene Lichtgestalt, für die sich die Intendantin wohl selbst hält. Ihre eigenen Inszenierungen versprühen den Charme des Harmlosen. Den Anspruch, das moderne Haus in der Opernlandschaft der Stadt zu sein, löst sie nicht ein. Es fehlt ein Profil, von Avantgarde ganz zu schweigen. Dass aus dem künstlerischen Fundus das Defizit nicht ausgeglichen werden kann, scheint evident. Droht darum die Beschädigung der Oper?

Ja. Und der Schaden könnte noch größer werden, wenn die Politik sich ihrer Verantwortung für das Haus nicht bewusst wird. Statt hinter vorgehaltener Hand die Intendantin zu demontieren und neue Namen kursieren zu lassen, wäre es nötig, einmal Klartext zu reden. Wohin will das Haus? Welche Qualitäten hat es? Braucht es eine neue Leitung? Und was kostet es? Das sind Fragen, die jetzt beantwortet werden müssen. Sonst mündet das Defizit in einer Schließung.

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Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.

1 Kommentar

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  • MK
    Michael Klein

    Frau Harms ist als Intendantin der Deutschen Oper sicher nicht perfekt, aber hat sie bei ihrem Antritt als Intendantin nicht ein schweres Erbe übernommen! Ihr Vorgänger Udo ZImmermann, hat es geschafft, innerhalb kurzer Zeit den größten Teil des Stammpublikums mit werkverfremdenen Inszenierungen klassischer Opern rauszuekeln! Götz Friedrich konnte meist immer ein volles Haus vorweisen, Udo Zimmermann hat dies durch seine dilettantische Politik kaputt gemacht!

    Allerdings hat Frau Harms einige nicht wieder gut zu machende Fehler gemacht, indem sie bei den Neuinszenierungen von "Aida", "Der fliegende Holländer" und "Turandot" Regiesseure verpflichtete, die aus diesen Opern durch ihre Inszenierungen zu einer jämmerlichen Karikatur haben verkommen lassen! Das Publikum hat solche Inszenierungen satt, es will solche Inszenierungen nicht mehr sehn! Die Zeit, in der Skandalinszenierungen hochgejubelt und ein volles Haus garantierten sind schon lange vorbei! Insofern sind die Inszenierungen von Frau Harms nicht harmlos, sondern sie harmonieren eins zu eins mit der Musik!Allerdings sind die LIndenoper und die Komische Oper keinen Deut besser! Zudem wird die LIndenoper meist zu Unrecht hofiert und hochgejubelt! WEnn ständig immer wieder berichtet wird das die Lindenoper zu mehr als 90 % ausgelastet ist, die DOB nicht, so sollte man nicht übersehen, dass die Lindenoper nicht mal 1300 Sitzplätze vorweisen kann, die Deutsche Oper jedoch weit über 1900 Plätze! Wobei allein ein volles Haus noch nichts über seine Qualität aussagt!