Kommentar zur Debatte über Polizeipräsident: Sorry, so geht das gar nicht!
Die Auswahl des neuen Polizeipräsidenten ist ein Politikum und eigentlich braucht es dafür Zeit. Die hat sich Innensenator Körting in seinen letzten Amtstagen aber nicht genommen.
D er SPD-Innensenator möchte in seinen letzten Amtstagen auf Teufel komm raus einen Genossen auf einen Posten heben. Sein Koalitionspartner, die Linkspartei, findet das nicht ganz so gut, wagt aber in präelektoraler Depression nur ein Aufständchen. Und die Grünen? Kuscheln schon mal an den Designierten ran, weil sie ja mit dem zusammenarbeiten wollen müssen. Das könnte man vielleicht durchgehen lassen, wenn es um einen neuen Postmeister fürs Parlament ginge. Doch zur Debatte steht Berlins nächster Polizeipräsident. Und da fällt einem nur noch eins ein: Sorry, so geht das gar nicht!
Die Auswahl des Polizeipräsidenten ist stets ein Politikum. Zu Recht. Schließlich gibt es kaum einen Beamten, der weiter in das Alltagsgeschehen der Stadt einwirken kann. Deshalb werden Kandidaten auch gern von Kritikern in der Luft zerfetzt. Und von Befürwortern in den Himmel gelobt. Um tatsächlich beurteilen zu können, ob der Kandidat sich für irgendetwas eignet, ob er ein unerträglicher Haudegen oder ein von CDU-Vorgesetzten kaltgestellter Profi ist, bräuchte es Zeit. Ruhe. Offenheit. All das verweigert Körting.
Das passende Vorbild
Dabei könnte sich der scheidende Innensenator Ehrhart Körting einfach an einem sehr naheliegenden Vorbild orientieren: dem gerade frisch ins Amt gewählten Innensenator Ehrhart Körting. Der hätte 2001, zu Zeiten einer rot-grünen Übergangsregierung, schon einmal einen neuen Polizeipräsidenten küren können. Er verzichtete aber darauf, weil ein Regierungswechsel absehbar war. Heute hingegen verzichtet er auf jedes politische Geschick.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Machtkämpfe in Seoul
Südkoreas Präsident ruft Kriegsrecht aus
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style