Kommentar zur BVG: Völlig neben der Spur
Die BVG will ihren Fahrgästen Aufregung ersparen - allerdings nur durch den Verzicht auf Werbung von atheistischen Initiativen. Damit verzichtet der Betrieb auf Einnahmen.
Endlich mal eine gute Nachricht: Die BVG will ihre Fahrgäste nicht mehr aufregen. Leider geht es aber nicht darum, Millionenverluste durch Fehlspekulationen an den Finanzmärkten zu vermeiden. Es geht auch nicht um Fortbildungen für ungehobelte Kontrolleure oder um mehr Pünktlichkeit bei Bussen und U-Bahnen. Sondern die BVG will ihren Fahrgästen die Aufregung ersparen, sich die Werbung einer atheistischen Initiative auf ihren Bussen angucken zu müssen. Dafür verzichtet sie auch gern auf zusätzliche Einnahmen.
Die Entscheidung der Berliner Verkehrsbetriebe ist völlig unverständlich. Vor allem die Begründung. Schließlich müssen die Fahrgäste es auch ertragen, dass die Seitenscheiben vieler Busse flächendeckend mit Werbung zugeklebt sind und dass die Stadt aus diesen Bussen nur über kleine Löcher in der Werbung zu sehen ist. Die Fahrgäste hatten es schließlich vor Kurzem auch zu ertragen, dass die Anhänger von "Pro Reli" durch die U-Bahnen gingen und dort Unterschriften sammelten. Dabei ging es um Werbung für ein Volksbegehren, das den Religionsunterricht stärken soll. Die BVG nahm dafür kein Geld ein - und stimmte der Unterschriftensammlung trotzdem zu.
Wenn es dagegen um Aufklärung statt um Religion geht, dann lehnt die BVG dankend ab und verzichtet auf Einnahmen. Aber auf die ist sie ja auch nicht unbedingt angewiesen, schließlich gehört sie dem Land Berlin - die jährlichen BVG-Verluste trägt also am Ende der Steuerzahler. Das Land sollte dem Spuk nun schnell ein Ende bereiten und mit einer verbindlichen Anweisung die BVG auf den Weg zur Erkenntnis führen.
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