Kommentar zum Flughafen: Pfusch von Anfang bis Ende
Den BER-Verantwortlichen war offenbar jedes Mittel recht, den Standort durchzudrücken.
D ass der Standort des neuen Hauptstadtflughafens eine seiner größten Hypotheken ist, war schon bekannt: Viele Menschen sind vom Fluglärm betroffen, ein Betrieb rund um die Uhr ist nicht möglich. Doch neu ist, mit welchen Methoden die Verantwortlichen in der brandenburgischen Landesregierung die Wahl dieses Standorts offenbar durchgedrückt haben. Man kann es nur skrupellos nennen, wenn auf den Mitarbeiter einer formal unabhängigen Behörde tatsächlich Druck ausgeübt wurde, so wie es dieser Mitarbeiter am Freitag im Berliner Untersuchungsausschuss berichtet hat.
Bereits zuvor war bekannt geworden, dass die wahren Flugrouten behördenintern schon frühzeitig bekannt wurden. Während die Öffentlichkeit noch dachte, die Flieger würden später von beiden Bahnen geradeaus abheben, wussten die Beamten schon: Das klappt aus Sicherheitsgründen nicht, die Maschinen müssen stattdessen über dichter besiedeltes Gebiet am Südrand Berlins fliegen. Doch das wurde geheim gehalten, um das Projekt nicht zu gefährden. Irgendwann galt offenbar nur noch eine Devise: Augen zu und durch.
Bevor der Untersuchungsausschuss mit seiner Arbeit begann, gab es die Debatte, ob man so weit in die Historie zurückgehen muss. Denn die Standortentscheidung hat ja nichts mit den aktuellen Problemen beim Feuerschutz zu tun. Doch jetzt zeigt sich, dass es auch in der Frühzeit der Flughafenplanung noch Neues zu entdecken gibt: Das ganze Projekt besteht aus Pfusch von Anfang bis Ende.
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