Kommentar zu Spielbanken: Glücksspiel mit den Steuern
Der Senat will seine Einnahmen erhöhen und die Abgaben für Spielbanken senken. Profitieren davon wird aber nicht Berlin, sondern Betreiber der Spielbanken und Berater für Spielsüchtige werden die Profiteure sein.
Der Senat geht eine unsichere Wette auf die Zukunft ein. Für Spielbanken will er die Abgaben deutlich senken, um so deren Geschäft anzuheizen. Die Hoffnung dabei ist, dass die Umsätze so stark steigen, dass unter dem Strich auch die Einnahmen für das Land höher liegen als jetzt. Die gleiche Strategie verfolgt gerade die Bundesregierung: Auch sie will die Steuern für Unternehmen und Privatpersonen senken, dies soll die Konjunktur stimulieren und die kurzfristigen Einnahmeausfälle auf mittlere Sicht mehr als ausgleichen. Doch den öffentlichen Finanzen wird weder die eine noch die andere Maßnahme helfen. Denn die Konjunktur leidet vor allem unter der drastisch eingebrochenen Nachfrage aus dem Ausland - und der Weltkonjunktur ist es relativ egal, was deutsche Regierungen beschließen.
Doch selbst wenn man durch Steuersenkungen die Nachfrage im Inland ankurbeln will, dann geht der Senat doch den falschen Weg. Denn es ist vor allem eine reiche Kundschaft, die in die Spielbanken geht und von der Steuersenkung profitiert. Und wenn Gutverdiener mehr Geld in der Tasche haben, dann geben sie nur einen vergleichsweise kleinen Teil davon für zusätzlichen Konsum aus. Ein vergleichsweise großer Teil bleibt dagegen auf dem Bankkonto liegen, wo es der Konjunktur herzlich wenig nützt.
Zwei Profiteure gibt es freilich doch. Auf der einen Seite sind dies die privaten Betreiber der beiden Spielbanken, die Berlin hat: Eine am Alexanderplatz, eine am Potsdamer Platz. Und auch an anderer Stelle könnte der Senat mit seiner Maßnahme für steigende Umsätze sorgen: Bei den Beratungsstellen, die Hilfen für Spielsüchtige anbieten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!