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Kommentar zu EU-AgrarsubventionenLasch im Detail

Jost Maurin
Kommentar von Jost Maurin

Ein Großteil der EU-Agrarsubventionen wird unsinnig und ungerecht verteilt. Bei ihrer Reform wurde der angeküdigte große Wurf verpasst. Es drohen sechs verlorene Jahre.

W as für eine Enttäuschung: Die milliardenschweren Agrarsubventionen der Europäischen Union sollten umweltfreundlicher und sozialer werden, versprach EU-Kommissar Dacian Ciolos vor einem Jahr. Jetzt hat er seine Verordnungsentwürfe vorgelegt. Und was zeigt sich? Die europäische Agrarpolitik wird auch diese Chance für den großen Wurf verpassen.

Dabei gibt es gigantischen Reformbedarf. Denn derzeit wird der Großteil der jährlich etwa 60 Milliarden Euro Subventionen ungerecht und unsinnig verteilt. Kleine Höfe, die kaum überleben können, bekommen Peanuts. Wer umweltfreundlich wirtschaftet, erhält dafür nicht mehr von der wichtigsten Subventionsart, den Direktzahlungen. Agrarkonzerne mit riesigen Ländereien dagegen kassieren die größten Beträge.

Immerhin besteht Ciolos weiter darauf, einen neuen Grundsatz in die Agrarpolitik einzuführen: Die wichtigen Direktzahlungen sollen daran geknüpft werden, dass die Bauern etwas für Umwelt und Arbeitsplätze tun. Das Geld soll nicht mehr einfach gezahlt werden, weil ein Bauer Land hat. Aber dieser Grundsatz hilft wenig, da die von Ciolos vorgeschlagenen Detailregelungen zu lasch sind. So wird die mit Subventionen gepäppelte Agrarindustrie weiter umweltschädliche Monokulturen säen und Arbeitsplätze vernichten.

Bild: taz
Jost Maurin

ist Redakteur im Umwelt- und Wirtschaftsressort der taz.

Potenzial hat lediglich Ciolos' Plan, nur noch Direktzahlungen zu geben, wenn die Bauern auf sieben Prozent ihrer Flächen der Natur Vorrang einräumen. Aber die einflussreichen Verbände der konventionellen Landwirte werden es verstehen, auch diese Vorschrift noch zu verwässern.

Man kann natürlich weiter hoffen. Denn wenn der Öko-Grundsatz einmal im EU-Recht steht, ist es später leichter, auch die konkreten Vorschriften zu verschärfen. Aber das kann dauern: Sollten die laxen Regeln jetzt beschlossen werden, gelten sie auf jeden Fall von 2014 bis 2020. Das wären sechs lange, verlorene Jahre.

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Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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2 Kommentare

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  • K
    Kevin

    Guter Kommentar. Allerdings ist "Einknicken vor der Bauernlobby" nicht ganz korrekt, denn Bauern haben in Deutschland keine Lobby, jedenfalls nicht Bauern im Sinne einer bäuerlichen, einigermaßen nachhaltigen Landwirtschaft. Eine Lobby haben nur die Bauernfunktionäre, die der Marktanpassung das Wort reden, und die VerbraucherInnen (= WählerInnen). Deutsche VerbraucherInnen erkennt man an den den teuren Küchen und den billigen Lebensmitteln.

     

    PS: Leider gibt es keinen Link vom zugehörigen Artikel hierher. In anderen Zeitungen wie der FR ist das Standard.

  • G
    GreenHU

    Mit Hurra! vorwärts in den Öko-Sozialismus. Herr Maurin sollte seiner Verantwortung nachkommen und sich etwas bilden. Es gibt viel gute Fachliteratur zum Thema, dabei ist es allerdings wichtig, nicht nur bei Greenpeace und Konsorten nachzulesen, sonder auch die Argumente der anderen zu hören.