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Kommentar (vgl. Seite 24)Bremen ehrt sich

■ Wie Bremen Koschnick helfen könnte

Bremens früherer Bürgermeister Hans Koschnick hat eine Ehrung erfahren, die es in Bremen eigentlich nicht gibt: Ehrenbürger. Schriftsteller, Komponisten, Künstler könnte eine Stadt so ehren, wenn sie denn wollte. Genscher wäre sicher ein Ehrenbürger geworden, wenn es diese Form der Ehrung denn gäbe. In Bremen gibt es sie aber nicht. Die drei Namen, die vor Koschnick stehen, bilden keine Tradition. Warum wurde Hitler Ehrenbürgerschaft? Kaisen brauchte einen Anlaß für seine Sonder-Rente, das war in Ordnung. Aber wer ist August Hagedorn? Ist er südlich von Weyhe bekannt?

Bei Koschnick ist das anders. Auch bei ihm wurde nicht gefragt, was er für Bremen getan hat, das war seit 1985 kein Grund. Begründung für die Ehrung sind die Verdienste Koschnicks, der seit Jahren beim Frieden stiften auf dem Balkan hilft.

Aber wenn es wirklich darum gegangen wäre, hätte der Bremer Innensenator vielleicht auf Koschnick hören sollen, als er bosnische Kriegsflüchtlinge abschob. Das wäre was, wenn Koschnick in Bosnien erzählen könnte, daß „seine“ Stadt da nicht gegen ihn arbeitet.

Daß jetzt ein Ehrenbürger-Titel, der nichts kostet, aus den verstaubten Kisten ausgekramt wurde, hat andere Hintergründe. Das ist eine Erfindung aus der Abteilung Stadt-Marketing. Das macht sich gut für Bremens Image. Die Ehrung für Koschnick ist mehr der Vorwand,es ehrt sich im Grunde Bremen selbst. Klaus Wolschner

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